Wie aus dem Nichts tauchte Naomi mitten im Garten Eden auf. Hier war es schön ruhig und sie liebte es durch den Garten zu wandern, die Pflanzen zu berühren und einfach die Stille zu genießen. Langsam ging sie den Weg entlang, nahm tatsächlich ein oder zwei Blätter von Pflanzen in die Hände und genoß einfach dieses Gefühl das diese Blätter auslösten. Noch einen Moment hielt sie sie in den Händen um dann sich abzuwenden um weiter zu gehen da wäre sie fast über Joshua gestolpert. Der Engel der sich um den Garten kümmerte und laut Gerüchte auch öfters mit Gott, ihrer aller Vater, gesprochen hätte. Ob das stimmte? Sie war sich nicht sicher. So etwas aber zeigte sie nicht. Sie nickte also ihm zu und ging weiter.
Bald darauf erreichte sie eine Wiese irgendwo mitten im Himmel. Keiner befand sich hier und sie erinnerte sich das es hier gewesen war als Cas zurückgekehrt war und sie ihn gefragt hatten was sie nun tun sollten. Seine Antwort war einfach gewesen. Ihr seid frei. Das war totaler Schwachsinn gewesen. Die Engel waren verwirrt gewesen und insbesondere sie. Sie alle waren keine Freiheit gewöhnt gewesen und was danach folgte war Chaos gewesen.
Doch Naomi beschloß diese Erinnerungen abzuschütteln. Ein neues Zeitalter hatte begonnen und das war ihres. Sie beherrschte fast alle Engel und diejenigen die sich weigerten waren auf die Abschußliste geraten oder wurden für Pläne mißbraucht ohne das sie es wußten.
Sie suchte sich eine Bank, ließ sich darauf nieder und lauschte ihren Geschwistern.
Er war da. Wie immer. Er hielt mich fest in seinen Armen. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, seinen Herzschlag der mit meinem um die Wette schlug.. Es war einfach wunderschön. Es war einer meiner Lieblingsmomente mit Sam. Wir hatten damals Semesterferien und waren nach Malibu gefahren um uns ein schönes Wochenende zu machen. Wir bummelten durch die Stadt, er lud mich in ein schickes Restaurant ein und am Ende des Tages lagen wir gemeinsam am Strand und schauten uns gemeinsam den Sonnenuntergang an. Es war furchtbar romantisch und einer dieser Momente in denen man keine Worte brauchte. Wir saßen einfach nur schweigend da, lauschten den Wellen und Möwen und sahen verträumt dem roten Feuerball entgegen, der langsam in den Fluten unterging.
Ich liebte diesen Moment einfach. Immer wieder brachte ich mich selbst zu diesem Zeitpunkt zurück. Zu diesem oder die erste Begegnung mit ihm. Doch ich wusste das all dies nicht echt war. Nicht jetzt. Ich war tot und im Himmel gelandet. Brady hatte mich getötet und ich erinnerte mich an jeden einzelnen Augenblick von meinem letzten Abend. Wie ich die Kekse Gebacken hatte, Brady die Tür öffnete und schließlich blutig an der Decke hing. Ein unerträglicher Schmerz, all die Flammen und das brennen..
Meine Kulisse verschwand und ich fand mich inmitten eines Waldes wieder. Kein Sam, nicht meine Eltern, niemand war da den ich kannte. Stattdessen tauchte da diese Frau auf, die ich noch nie gesehen hatte.
Wie lange hatte sie hier gesessen und ihren Geschwistern gelauscht? Sie wußte es nicht aber es war entspannend gewesen doch nun wurde es Zeit wieder an die Arbeit zu gehen. Seelen mußten unten auf die Erde und die Engel die übergelaufen waren würden es auch tun. Sie handelten nach ihren Willen aber bis jetzt hatte sich Castiel noch nicht hier oben blicken lassen. Sie würde ihm noch etwas Zeit geben. Erst wenn er bis dahin nicht aufgetaucht war würde sie ihn höchstselbst aufsuchen und nach oben bringen wohin er gehörte. Wo sie ihn verändern und beherrschen konnte.
Langsam stand sie auf und dachte kurz nach. Im nächsten Moment wußte sie welche Seele sie auf die Erde hinschicken und die Winchesters insbesondere Sam durcheinander bringen würde. Leise murmelte sie ein paar Worte auf Henochian und im Nu löste sich die heile Welt der Seele auf. Jessica Moore stand nun vor Naomi. Leicht lächelte sie also Jessica an. Nur um ihr Vertrauen zu gewinnen. Freunde wollte sie bestimmt nicht mit ihr werden. "Ich hoffe deine Welt war schön?", fragte sie höflich nach und wartete auf eine Antwort der Seele.
Ich sah zu der Frau, nur um mich dann selbst einmal um die eigene Achse zu drehen und festzustellen dass nichts mehr von dem übrig gewesen war, was ich kannte. Also sah ich wieder zu der Frau, welche mich anlächelte. Ich erwiderte es ein wenig verhalten, da ich nicht wusste was jetzt folgen würde bzw. wer oder was sie eigentlich war. "Ich hoffe deine Welt war schön?" Fragte sie höflich. Ich nickte zaghaft. Natürlich war es schön gewesen all die Erinnerungen immer wieder sehen zu können. Aber es waren nun mal nur Erinnerung. Die Geschehnisse die sich wiederholten waren nicht echt, zumindest nicht jetzt, und es würde sich nie etwas ändern. Alles war gleich und würde immer so bleiben. "Ja, eigentlich ist es schön aber.. Es ist nicht das leben." Selbst der Gedanke klang irgendwie klischeehaft, aber ich war zu jung gestorben. Natürlich starben Menschen ständig und das in allen Altersgruppen, aber ich hatte nie gedacht dass es so früh sein würde. Und nicht auf so eine absurde und unerklärliche Art und Weise!
"Wer bist du?" Fragte ich nach einer Weile. Sie war die erste fremde Person die ich hier traf und ich war nicht blöd. Es musste einen Grund haben, dass sie hier auftauchte. "Bist.. Bist du ein Engel?" Schoss es augenblicklich aus meinem Mund. Irgendwie war es der einzig logische Gedanke. Schließlich tauchte sie plötzlich hier auf. Oder besser gesagt ließ MICH hier auftauchen.
Naomi betrachtete immer noch die blondhaarige Jessica. Sie war wirklich eine Schönheit und Naomi verstand warum sich Sam Winchester in diese hübsche Frau verliebt hatte. Nun ja Opfer mußten eben gebracht werden um bestimmte Menschen wieder auf den Pfad zu schubsen wohin sie gehörten. Azazel hatte das zwar getan oder jemand anders doch Sam war nun dort wohin er gehörte. Zwar hatte er Lucifer befreit gehabt doch auch gleich wieder in den Käfig gesperrt. Ihr aller Bruder hing nun mit Michael im Käfig fest und Naomi hoffte das beide dort wieder raus kämen. Irgendwie auch wenn sie nur ungern die Macht abgeben wollte.
Auf die Frage `ob ihre Welt schön sei` nickte nur Jessica doch sie schien zu ahnen das es nicht das richtige Leben war. Das war genau Naomi´s Stichwort. "Möchtest du denn wieder leben?", fragte sie also nach und blieb so stehen das immer noch ein Abstand zwischen ihnen bestand.
Nach ihrer Frage bestand ein kurzer Moment voller Schweigen bis Jessica diese durchbrach und wissen wollte wer sie war und es gleich schon fast selbst beantwortete. "Ich bin Naomi. Ein Engel", bestätigte diese Jessica´s Worte und hielt ihr dann die Hand hin.
Mir blieb die Luft weg, als sie mir meine Vermutung bestätigte. Es stand tatsächlich ein Engel vor mir? Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie so.. normal und menschlich aussahen. Ich hatte sie mir wie jeder andere wohl auch, auch mit Flügeln auf dem Rücken vorgestellt. Aber Vorstellungen entsprachen nunmal selten der Realität. "Jessica." Ich schüttelte lächelnd ihre Hand, noch immer ein wenig perplex von dieser Situation. Ich war nie besonders gläubig gewesen. Zumindest nicht gläubiger als andere auch.
Über ihre Frage bezüglich des Lebens musste ich nicht lange nachdenken. "Ja, natürlich. Ich meine das hier ist.." Ich wollte nicht unhöflich sein. "Toll, aber.. Nicht der Ort an dem ich bereits sein sollte. In meinem Leben..da hatte ich noch so viel vor.." Ich wollte zu Ende studieren und mir ein gemeinsames Leben mit Sam aufbauen. Ich wollte es einfach geniessen. Ja, und deshalb gehörte ich hier nicht hin. Noch nicht.
Natürlich sahen Engel eigentlich nicht so aus wie sie sich gegenüber Menschen oder Seelen präsentierten. Nur das wahre Aussehen und der Ton konnte einen Menschen töten und auch taub machen. Nur ziemlich gläubige Menschen konnten das wahre Außere ertragen. Von daher lief jeder Engel in einer Hülle herum damit keiner zuschaden kam und alle ihre Aufgabe nachgehen konnten. Naomi´s Hülle war eine Buisness-Frau gewesen die gläubig geworden war als sie , ob nun Wunder oder nicht, von einer Krankheit geheilt worden war. Seitdem war sie gläubig und hatte Naomi ihre Erlaubnis gegeben sie als Hülle nutzen zu dürfen.
"Nett dich kennenzulernen", antwortete Naomi höflich während sie die Hand von Jessica schüttelte um sie dann loszulassen. Jessica reagierte genauso wie Naomi es geplant hatte. Jessica sehnte sich nachdem Leben. Was verständlich war schließlich war sie da rausgerissen worden. "Das verstehe ich vollkommen. Und ich tue dir den Gefallen. Du darfst auf die Erde", sagte sie noch zu ihr in einen schon fast großzügigen Ton. Kurz überlegte sie wohin sie Jessica genau schicken sollte bis sie es wußte, einmal schnippte und dorthin Jessica schickte. Die Begegnung sowie alle Erlebnisse die sie hier oben erlebt hatte würde sie vergessen dafür hatte Naomi gesorgt.
Ihre Worte ließen mein mir eingebildetes Herz höher schlagen. Hatte sie das gerade tatsächlich gesagt? Ich durfte zurück? Sie ließ mich in mein altes Leben zurück? Ich konnte wieder zu Sam und meiner Familie? Meinen Freunden? Ich wollte sie schon beinah fragen ob sie es ernst meinte, doch ich hinderte mich selbst dran und noch bevor ich meinen Mund öffnen konnte, um mich bei ihr zu bedanken, hob sie auch schon ihre Hand um mit den Fingern zu schnipsen. Meine Umgebung löste sich in Null Komma nichts auf und ehe ich mich versah lag ich auf einer Gräsflache neben einer Straße, ohne Erinnerung an das was passiert war.
Wahrscheinlich glaubte die Seele sie würde gänzlich in ihr altes Leben zurückkehren doch dem war nicht so. Ich verteilte doch hier keine Geschenke sondern es hatte schon seinen Grund warum ich sie in das verseuchte Gebiet schickte. Nachdem sie verschwunden war blieb ich noch einen Moment hier stehen und ich beschloß, da ich nichts mehr von meinen Leuten hörte, Castiel selbst aufzusuchen. Egal wo er steckte. Und mir war es egal ob er noch an den Nebenwirkungen des Purgatory zu kämpfen hatte. Er mußte gehorchen.
Trotzdem ließ ich ihm noch etwas Zeit. Wenn diese Zeit abgelaufen war würde ich kommen.
Gemütlich spazierte ich noch durch den Himmel, gab Befehle und beschloß trotzdem mal unten nachsehen zu gehen. Evtl. brauchten die Engel noch Unterstützung. Ich kleidete mich in eine Rüstung, polierte meinen Engelsdolch und gemeinsam mit einigen anderen Engeln verschwand ich zum Kampfplatz wo sich gerade Engel & Dämonen tummelten.